Rotjacken

Ein wiederkehrendes Detail in den Gemälden Wilhelm Buschs sind Menschen in roter Jacke. Mal im Vordergrund, mal sogar als Hauptmotiv (Rotjacke im Birkenwald), mal so unscheinbar, dass man die roten Pinselstriche der Jacke erst nach längerem Betrachten bemerkt. Für diese Bilder gibt es eine gängige Bezeichnung: Landschaften mit Rotjacke oder kurz Rotjacke.

Das Rot der Jacke erscheint als komplementärer Akzent im Grün der Landschaft.

Wer ist der Mann in der roten Jacke?

Ein Hirte? Oder ist es nicht doch Busch selbst?

Wie wir durch Aufzeichnungen von Busch selbst wissen, hatte die rote Jacke für ihn eine persönliche Bedeutung. Er verließ sein Elternhaus früh im Alter von neun Jahren. Später, nachdem er als immer noch sehr junger Mann mehrere Erfahrungen des Scheiterns verarbeiten musste, kehrt er mit einer roten Jacke zurück. Diese Jacke und zwei Orangen sind nach seiner Schilderung Symbole für ganz uneigennützige Zuwendung und Fürsorge, die ihm schwerkrank in der Fremde (Antwerpen) durch seine Wirtsleute zuteil geworden waren. Ein Wendepunkt.

Busch besaß also eine rote Jacke, die für ihn eine besondere Bedeutung hatte. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Figuren in Rot fast als eine Art Alter Ego, mit dem Busch sich die Landschaften seiner Kindheit und Jugend zurückerobert, um in ihnen malend seinen Platz zu finden.

Rote Jacken in der Landschaft

Für die Ausstellung Ideal. Landschaft – Wilhelm Busch und die verbrannten Bilder habe ich Fotografien mit roter Jacke zusammengestellt. Sie sind teils früher, zum Teil aber auch direkt für das Ausstellungsprojekt entstanden. Die roten Jacken geben den Bildern menschliches Maß, stehen aber auch für eine persönliche Erschließung der Landschaft durch die künstlerische Inszenierung.

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